Ob der Gottesdienst gelingt, entscheidet sich schon oft bei der Ablaufplanung. Viele Gemeinden haben eine feststehende Liturgie etabliert, andere probieren sich regelmäßig aus und ändern Elemente. Hat euer Gottesdienst immer den gleichen Ablauf, der abgestimmt ist wie ein Uhrwerk, oder wechselt ihr das Programm gelegentlich?
Grundsätzlich schadet es nie, den Gottesdienstablauf gelegentlich zu hinterfragen. Veränderungen können für die gesamte Gemeinde belebend wirken. Mit Bezug auf einen Artikel von gemeinde-leiten.de wollen wir euch einige Aspekte vorstellen, die für die Programmgestaltung hilfreich sein können.
Gottesdienste benötigen Lebendigkeit und Emotionen
Zunächst einmal gilt für den Gottesdienst, wie auch für jede andere Veranstaltung, dass er lebendig und einladend gestaltet sein sollte. Menschen wollen berührt werden und „ihre Gefühle nicht an der Garderobe abgeben“. Sie möchten das Gefühl haben, willkommen zu sein und anzukommen. Das gilt für alle, die zu euren regelmäßigen Gästen gehören genauso wie für Besucher, die zum ersten Mal zu euch in die Gemeinde kommen. Bezieht bei der Planung der Inszenierung sowohl die langjährigen Gottesdienstbesucher:innen als auch die Neuankömmlinge in eure Gedanken mit ein.
Das beginnt bereits bei der Sprache. Öffnet ihr diese für neue Gottesdienstbesucher oder habt ihr eine „interne“ Sprache entwickelt, die Außenstehende vielleicht nicht direkt verstehen können. Prüft, wie ihr über Themen sprecht und denkt auch daran, dass jemand vielleicht zum ersten Mal einen Gottesdienst oder eine Kirche besucht.
Neue Elemente sollten mit Altbekanntem in einem guten Verhältnis stehen
Gottesdienste haben einen lange Tradition und etablierte liturgische Elemente vermitteln nicht nur ein Heimatgefühl sondern auch etwas Heiliges. Bekannte Rituale gehören einfach zum Programm dazu und werten erwartet: Segen, das Vaterunser, biblische Texte, das Abendmahl, usw. Vertrautes schafft Nähe – auch zu Gott.
Allerdings sollte ein Gemeindebesuch nicht dem Gefühl eines Museumsbesuches entsprechen. Gottesdienst stellt auch immer etwas Gegenwärtiges da und wird im Heute gefeiert. Deshalb sollten bei der Planung auch immer Elemente eingebracht werden, die zur heutigen Zeit passen, die Menschen im Hier und Jetzt ansprechen. Das können moderne Lieder sein oder die Verwendung digitaler Elemente, Spiele oder Kunst.
Auf diese Weise verbinden wir Tradition mit dem Alltag und lassen Gott in unser heutiges Leben sprechen.
Die Atmosphäre ist essenziel für das Gefühl
Wie soll es Menschen gehen, die zum ersten Mal eure Gemeinde betreten? Sicherlich soll eine friedliche, einladende, nicht zu aufdringliche Atmosphäre vorherrschen. Macht euch darüber Gedanken, wie z.B. die Begrüßung aussehen kann, um diese Gefühle zu vermitteln.
Überlegt euch dann auch bei der Ablaufplanung welche Atmosphäre bei jedem geplanten Punkt in der Gemeinde entstehen soll: Spannung, Geborgenheit, Ruhe, Überraschung, etc. Versucht herauszufinden, wie sich die Botschaft, die in der Predigt vermittelt werden soll auch in der Stimmung im Saal widerspiegeln kann. Soll Musik das gesagte unterstreichen und wenn ja welche Lieder passen dazu? Welche Übergänge sind notwendig, damit die einzelnen Elemente verbunden erscheinen?
Bei dieser Planung spielt auch die Raumgestaltung eine entscheidende Rolle. Können Deko-Elemente ein Thema besonders gut unterstreichen, ohne die Heiligkeit des Gottesdienstraumes zu verletzen? Einige Menschen suchen gerade sakral gestaltete Räume besonders gerne auf, weil sie damit besser zu Gott kommen können. Alles hat Einfluss auf das Gefühl. Die Kirche ist ein besonderer Ort. Nichtsdestotrotz bietet auch sie im Raum viele Anknüpfungspunkte, um Atmosphären zu gestalten.
Ein Ansatz bietet das Licht. Manche Stimmungen werden mit einem gedimmten Licht oder bei Kerzenschein besser übertragen, wohingegen andere durch eine intensivere Beleuchtung mehr Eindrücklichkeit erhalten.
Gemeinde leiten
Das Haus kirchlicher Dienste mit Sitz in Hannover hat auf der Website gemeinde-leiten.de Informationen und Materialien für die Gemeindearbeit und den Gemeindealltag zusammengestellt.
Der Einstieg in den Gottesdienst ist entscheidend
Die Eingangsliturgie ist ausschlaggebend dafür, ob eure Gottesdienstbesucher:innen wirklich ankommen oder gleich wieder „aussteigen“. Gestaltet einen Einstieg, der alle willkommen heißt – mit Herz und Seele – der neugierig macht, gespannt sein lässt, auf das was passiert. Holt die Menschen ab, wo sie gerade stehen und ermöglicht ihnen, alles draußen zu lassen, was ablenkt.
Wenn sich die Gäste eingeladen und eingestimmt fühlen, könnt ihr sie viel einfacher auf eure Reise durch die Veranstaltung mitnehmen, weil sie bereit sind, mitzukommen.
Gottesdienste außer der Reihe
Innerhalb des Kirchenjahres gibt es regelmäßig Anlässe, die zu besonderen Gottesdiensten aufrufen. Sei es der Schulanfang, eine Taufe, Gemeindefeste oder andere.
Daneben habt ihr die Möglichkeit euren Gottesdienst auch mal außerhalb der Kirche an besonderen Orten zu feiern: auf dem Marktplatz, im Wald, an einem See, bei einem Denkmal, auf einem Fest.
Das bietet neben einer schönen Abwechslung für eure Gemeinde auch ein Angebot, das es Kirchenfernen leichter macht, euch kennenzulernen. Sie müssen keine Angst haben, gleich überbeansprucht zu werden. Sie können selbst über die Nähe oder Distanz bestimmen, die sie zu euch haben wollen.
Falls ihr besondere Gottesdiente plant oder einen außergewöhnlichen Ort wählt, denkt daran, rechtzeitig darüber zu informieren, z.B. im Gemeindeblatt, der Ortszeitung, auf eurer Website, über Flyer und die sozialen Medien.
Holt regelmäßig Feedback ein
Fragt regelmäßig eure Gottesdienstbesucher:innen, wie sie den Gottesdienst finden. Auch wenn er grundsätzlich „Gott dienen“ soll, ist die Wohlfühlatmosphäre doch wesentlich dafür, ob eure Botschaft bei den Zuhörern ankommt oder nicht.
Ihr könnt Gäste einfach in einem Gespräch nach dem Gottesdienst persönlich fragen, wie sie einzelne Elemente oder die gesamte Veranstaltung empfunden haben. Ab und zu kann auch eine Online-Umfrage oder Befragung mit Fragebogen sinnvoll sein, die aktuelle Stimmung einzuholen.
Ladet offen zu Feedback ein, damit eure Gemeinde weiß, dass es erwünscht ist und ihr Wert auf die Meinung eurer Gäste legt. Hört euch die Rückmeldungen an, wägt ab und gebt ggf. Feedback was davon ihr euch vorstellen könnt oder ob es noch Fragen gibt. Bezieht Passendes bei der Planung kommender Veranstaltungen mit ein. Das gibt euren Besucher:innen dann zusätzlich noch das Gefühl, ernst genommen zu werden.
Regelmäßig Feedback zu erfragen, ist eine gute Möglichkeit in den Austausch mit den Gottesdienstgästen zu kommen und euren Ablauf zu verbessern. Allerdings sollte es nicht nach jeder Veranstaltung einen Feedbackbogen geben, denn das führt schnell zu Überforderung und Leistungsdruck. Ggf. könnt ihr auch einen Briefkasten einführen, in dem eure Gäste und Gemeindemitglieder Feedback einwerfen können, mit der Option, dieses auch anonym halten zu können.