Die richtigen Mitarbeitenden für den Kinder­­gottesdienst - Sonntagmorgens
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Wissenswertes

Die richtigen Mitarbeitenden für den Kinder­­gottesdienst

Für ein gutes Kinderprogramm ist die Kompetenz entscheidend – Interview mit Febe Olpen vom Kinderforum des BFP
    Header Mitarbeiter für Kindergottesdienst
    Quelle: Foto von Nensuria auf Freepik

    Febe Olpen hat bereits in früher Jugend angefangen, Kindergottesdienste zu gestalten und zu leiten. Was sie über die Gestaltung von Kindergottesdiensten sagt, könnt ihr im ersten Teil des Interviews lesen.

    Mittlerweile konzentriert sie sich hauptsächlich auf die Menschen, die Kindergottesdienste gestalten. Mitarbeitende, die in den Gemeinden mit Kindern zu tun haben, müssen gut ausgewählt und ausgebildet sein. Dazu hier der zweite Teil des Interviews.

    Welche Rolle spielen die Mitarbeitenden bei der Gestaltung von Kinder­gottes­diensten?

    Mein Mann wurde eines Tages Pastor einer Gemeinde in Bayreuth. Es waren nur 25 Erwachsene und vier Kinder. Wir brachten an unserem ersten Sonntag unsere beiden Kinder mit und auch eine neue Familie besuchte diesen Sonntag den Gottesdienst. Gleich an unserem ersten Sonntag war die Zahl der Kinder auf acht gestiegen. Die Gemeinde entwickelte sich gut und es kamen immer mehr Familien. Ich engagierte mich stark in den Kindergottesdiensten, denn ich wollte, dass es meinen Kindern gefiel.

    Die Zahl der Familien stieg, sodass nach einigen Jahren etwa 80 Kinder das Kinderprogramm besuchten. Und die Mitarbeitenden? Deren Anzahl wuchs nicht so rasant wie die Anzahl der Kinder. Dazu hatte ich fast nur Frauen, die mitarbeiteten.

    Außerdem war auffällig, dass wir fast doppelt so viele Jungs hatten wie Mädchen. Das hatte nicht nur auf die Dynamik des Kindergottesdienstes Auswirkungen. Die Mitarbeiterinnen waren nach den Treffen oft ausgelaugt.

    Ich benötigte demnach mehr Mitarbeitende und vor allem auch männliche! So suchte ich gezielt und auf verschiedenen Wegen solche Persönlichkeiten. Um die Problematik verkürzt auf den Punkt zu bringen, machten wir sichtbar und kommunizierten, wen wir, für welche Aufgabe, wie lang und wo benötigten.

    Auf diese Weise schafften wir es vermehrt, auch männliche Mitarbeiter zu gewinnen. Das machte einen großen Unterschied und unsere Gemeinde wuchs weiter. Positiv war zudem, dass unsere Mitarbeitenden im Bereich Kinder lange in ihrem Dienst blieben.

    Was muss jemand mitbringen, der für den Kindergottesdienst tätig werden will?

    Lass mich das mal an der Person und Aufgabe des Kleingruppenleiters aufzeigen. Es ist so wichtig, dass jeder Mitarbeiter die Vision, Werte und Ziele der Arbeit kennt und diese Vision ihr Herz anspricht. Dann sollte man darauf achten, dass die Person sich ins Team einfügen kann. Wir wollen die natürlichen und geistlichen Gaben des Mitarbeiters erkennen und da einsetzen, wo sie voll zum Tragen kommen. Aber was Kleingruppenleiter brauchen ist, ein „Hirtenherz“ haben.

    Sie sollten selbst ein festes Fundament im Glauben mitbringen und ein Herz, das für die Kinder schlägt. Dazu müssen sie aber weder die Predigt halten, noch Musik machen können. Für die jüngeren Kinder schadet es nicht, etwas Basteltalent mitzubringen. Für die älteren Kinder sollten sie jedoch vor allem Personen sein, die ihnen zuhören, ihr Vertrauen gewinnen können und für sie einstehen, auch im Gebet.

    Eigentlich müssen sie nur diese Frage stellen, wenn sie sich als Kleingruppe treffen: „Hey, wir haben vorhin im Plenum folgende Geschichte gehört. Was hat das mit dir zu tun, wenn du morgen in die Schule gehst? Was kannst du damit anfangen?“

    Ansonsten erzählen sie aus ihrem Leben und berichten davon, welche Erfahrungen sie selbst mit diesem Thema gemacht haben. Ansonsten brauchen sie Klarheit über die Chancen und Grenzen ihres Dienstes.

    Was meinst du mit Klarheit?

    Die Mitarbeitenden müssen sich bewusst machen, dass ihnen nur sehr wenig Zeit zur Verfügung steht. Es sind nur 30 bis 40 Stunden im Jahr, die sie sonntags in der Kirche haben, um den Kindern etwas zu vermitteln.

    Gleichzeitig müssen wir bedenken, dass 80 % der Menschen sich unter 18 Jahren für ein Leben mit Jesus entscheiden.

    Deshalb sollten wir die Zeit ausnutzen und ihnen die Botschaft des Evangeliums so klar wie möglich weitergeben. Hier gilt es Mitarbeitende zu schulen und sie zu ermutigen, dieses klare Ziel zu verfolgen und sich der Dringlichkeit und Wichtigkeit bewusst zu sein.

    Wie wähle ich die richtigen Mitarbeitenden für den Kindergottesdienst aus?

    Zunächst sollten Interessenten das Programm erst einmal anschauen. Wir gehen aber auch gezielt auf jemanden zu, wenn wir empfinden, dass es eine Person ist, die für die Kinder wichtig werden könnte.

    Wir führen dann ein Gespräch und schauen, was für eine Leidenschaft, Begabung und Interesse vorhanden ist.

    Menschenkenntnis gehört beim Auswahlprozess genauso dazu wie ehrliches wertschätzendes Feedback.

    Wenn jemand im musikalischen Part des Kindergottesdienstes mitarbeiten möchte, reicht es nicht, wenn er nur drei Akkorde spielen kann. Das wäre den Kindern gegenüber unfair. Dennoch können wir gemeinsam schauen, wo der Platz des Mitarbeitenden sein kann.

    Das bedeutet auch, Leitende müssen leiten können – mit Wertschätzung und Authentizität.

    Wenn wir die gegebenen Gaben bei der Auswahl berücksichtigen, können wir offen darüber reden, wo jemand besser hineinpasst und an welchen Stellen sich Mitarbeitende noch weiterentwickeln können.

    Das heißt, nicht alle, die sich melden, sollten automatisch genommen werden? Oft herrscht doch Mitarbeiterknappheit.

    Wie bereits erwähnt, gilt es für eine gute Entwicklung, die richtigen Personen am richtigen Ort zu haben. Doch gleichwohl freuen sich Gemeinden natürlich und denken, „Juhu, da will jemand mitarbeiten“, und nehmen die Person direkt in die Mitarbeiterschaft. Ich verstehe das, vor allem, wenn Not an Mitarbeitenden herrscht. Aber wie schon oben beschrieben, sollte man darauf achten, wenn wir an „Bord“ holen.

    Schon oft habe ich erlebt, wenn ich konkret gebetet habe, dass Gott Menschen geschickt hat. Wenn ich nach einem Gitarristen suche, bete und suche ich nach jemandem, der Gitarre spielen kann. Wenn ich einen Kleingruppenleiter suche, dann ist der Gitarrist vielleicht der „Falsche“.

    Es ist wichtig, zunächst konkret zu wissen, wen wir für welche Aufgabe brauchen und im Anschluss bewusst zu beten und danach zu suchen.

    Und wenn jemand einmal nicht die erforderliche Kompetenz hat, dann ist es besser „Nein“ zu sagen und ggf. zu schauen, welche Gaben diese Person vielleicht an einer anderen Stelle oder in einem eigenen Arbeitsbereich einbringen könnte.

    Es gibt für jeden einen Platz in der Mitarbeiterschaft einer Gemeinde. Es muss aber nicht unbedingt der Kinderdienst sein.

    Was ist, wenn wir nicht genügend Mitarbeitende haben?

    Manchmal kann es dann auch bedeuten, nicht alles zu machen, was wir geplant haben oder Bereiche zunächst wegzulassen.

    Wenn es gerade keine fähigen Musiker gibt, dann wird eben ein Lied von MP3 gehört und nicht live gespielt. Das ist besser, als jemanden hinzustellen, der es nicht kann. Das schadet dem Kindergottesdienst eher.

    Wir können nur mit den Menschen, Ressourcen und Mitteln arbeiten, die uns zur Verfügung stehen. Lass uns auf die Kraft und Einsatz der Mitarbeitenden gut und wertschätzend achten.

    Wie gewinnt und hält man Mitarbeitende für den Kindergottesdienst?

    In unserer ersten Gemeinde haben wir das so gehandhabt: Alle, die Kinder mitgebracht haben, arbeiteten in einem Bereich des Kindergottesdienstes mit.

    Es gab ganz viele Bereiche, für die wir Mitarbeitende benötigten, sei es das Catering, Spielzeiten, Kleingruppenleiter, Organisatoren, Musiker, handwerklich begabte Menschen, Plenumsleiter usw. In den 15 min. Spielzeit zu Beginn des Gottesdienstes arbeiteten alle mit, die gesagt hatten, dass sie nicht im Kindergottesdienst an anderer Stelle mitarbeiten konnten. So übernahmen diese Eltern alle 6-8 Wochen die Aufgabe, auf die Kinder zu achten, während sie spielten und ihnen einen kleinen Snack anzubieten. Alle Elternteile machten mit. Für die weiteren Teile des Kindergottesdienstes selbst brauchten wir jedoch andere Leute.

    Ein Tool, das die Gemeinde häufig nutzt, ist „Next Steps“. An vier Sonntagen haben die Gottesdienstbesuchenden die Möglichkeit, direkt im Anschluss an den Gottesdienst, für ca. 45 Minuten unter anderem die Vision der Gemeinde kennenzulernen. Am vierten Sonntag (Step) lautet das Thema: „Finde dein Dream-Team“. Hier werden den Besuchenden die verschiedenen Arbeitsbereiche der Kirche vorgestellt und sie erfahren, an welchen Stellen sie mitarbeiten können. Und natürlich lernen sie hier auch den Kinderdienstbereich kennen. Viele finden so einen Weg in die Mitarbeiterschaft.

    Um Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten, sollte man u. a. Folgendes beachten: 

    • Die vielen Möglichkeiten der Mitarbeit aufzeigen.
    • Die Vision klar und deutlich formulieren und kommunizieren. (Eine Vision, die Leidenschaft in den Herzen der Mitarbeiter weckt)
    • Eine Zeitbegrenzung der Mitarbeit vereinbaren.
    • Gabenorientiertes Arbeiten ermöglichen.
    • Eine gute Teamkultur bauen.
    • Gutes Arbeitsmaterial zur Verfügung stellen.
    • Wertschätzung zeigen und geben.
    • Schulungsmöglichkeiten anbieten.

    Wo können sich Mitarbeitende weiterbilden?

    Über den BFP gebe ich Schulungen in Gemeinden und Regionen und organisiere Konferenzen, für Mitarbeitende im Kinderdienst. Das Angebot richtet sich nicht nur an Gemeinden des BFP. Auch andere Kirchen dürfen es nutzen.

    Über Orange Leben gibt es auch verschiedene Angebote, die Eltern und Gemeinden dabei unterstützen, den Glauben weiterzugeben. 

    Ansonsten bieten auch viele andere Gemeindebünde Kurse und Konferenzen an.

    Was ich persönlich gut finde und auch mache, sind Coachings speziell für Leitende im Kinderdienst. Bisher war es eher ausschließlich für Pastor:innen üblich, solche Coachings zu in Anspruch zu nehmen. Auch die Mitarbeitenden im Kindergottesdienst sollten solche Möglichkeiten nutzen können. In diesem Jahr durfte ich sechs Leiter von Kindergottesdiensten begleiten und ihr Feedback war sehr positiv.  Ich kann Gemeinden nur ermutigen, ihre Mitarbeitenden coachen zu lassen.

    Vielen Dank Febe!

    Mehr von Febe im ersten Teil des Interviews: „Kindergottesdienste alltagsrelevant gestalten.

    Dein Feedback ist gewünscht!

    Was sind deine Erfahrungen bei der Auswahl von Mitarbeitenden für das Kinderprogramm? Habt ihr in eurer Kirche spezielle Regeln? Hast du selbst schon im Kindergottesdienst mitgearbeitet und gute oder schlechte Erfahrungen mit der Team-Leitung gemacht? Welche Tipps hast du für andere Leser:innen? Wir freuen uns auf deinen Kommentar unter dem Artikel!


    Febe Olpen

    Neben ihrer Arbeit im Kinderforum BFP sind Febe und ihr Mann Bernhard das leitende Pastorenehepaar in der Fokus Kirche in Düsseldorf.

    Überdies schult und coacht sie Leiter und Leiterinnen von Kirchengemeinden und hat das Programm „Orange Leben“ in Deutschland mit ins Leben gerufen.



    Foto Kristina Dietz
    Kristina Dietz
    gehört zu den Initiator:innen von sonntagmorgens.de. Sie ist Expertin für digitale Transformation und Online-Marketing, arbeitet als Projektmanagerin und liebt das kreative Arbeiten. Neben ihrem Einsatz im sonntagmorgens-Team engagiert sie sich ehrenamtlich in der evangelischen Gemeinde Stadtmission Frankfurt-Nied und beim Schwarzen Kreuz Christliche Straffälligenhilfe e.V.

    Veröffentlicht: 8. Dezember 2022

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