Es gibt viele Wege, eine Predigt vorzubereiten und diese dann auch zu halten. Jeder spricht dabei ganz unterschiedliche Personengruppen an, weil wir alle so verschieden sind. Das ist für jeden Gottesdienst ein Gewinn. Doch wie kann man es schaffen, in einer Predigt, unterschiedliche Zuhörergruppen anzusprechen und das, wenn irgend möglich, noch über Generationen hinweg.
Anhand meiner Heimatgemeinde, der FeG Usingen, möchte ich euch aufzeigen, wie wir eine Möglichkeit umgesetzt haben.
Das richtige Team für die gemeinsame Predigt
Neben der Generationsfrage der Zuhörerschaft ist jede Kirche herausgefordert zu erkennen, wo Talente stecken, die Gott schon längst vorbereitet hat.
Ganz klassisch kann nach Personen Ausschau gehalten werden, die schon einen Hauskreis oder eine andere Kleingruppen mitgestalten. Doch wir sind einen anderen Weg gegangen. Wir, das sind Jan-Mark Bald und ich. In der Gemeinde suchten wir nach Personen, bei denen wir Begabungen schon in kleinen Ansätzen gesehen haben. Wir sprachen die Betreffenden an und fragten, ob sie nicht Freude daran hätten, mit uns zusammen am Sonntagmorgen zu predigen.
Jan-Mark hat unter anderen mit Dominik Spenler (20 Jahre alt) zusammen gepredigt. Mit Niklas Anderson (15 Jahre alt) stand ich bisher persönlich zweimal gemeinsam auf der Kanzel.
Die Herausforderung meistern
Die Praxis, sich eine Predigt zu teilen, ist nicht neu und bereits eine Herausforderung. Gemeinsam mit einem viel Jüngeren zur Gemeinde zu sprechen, ist jedoch nochmal etwas ganz anderes. Nicht nur für die Gottesdienstbesucher ist das ungewöhnlich. Auch für mich war das anfangs mit Unsicherheiten verbunden. Pastor:innen können manchmal ein bisschen eigenbrötlerisch sein, gerade wenn es darum geht, eine Predigt vorzubereiten. Zumindest geht es mir so.
Der Ablauf für die Predigtplanung verändert sich durch die Teamarbeit. Wir trafen uns viermal, um das Thema zu bearbeiten. Wir überlegten vieles gemeinsam und trugen uns gegenseitig immer wieder unseren Predigtteil vor. Und nicht nur Niklas konnte viel dabei lernen und über sich hinauswachsen. Ich selbst habe ebenso viel von der Zusammenarbeit profitiert. So konnte ich zum Beispiel viele Gedanken übernehmen, auf die ich alleine nicht gekommen wäre.
Erfahrungen aus der Praxis
Lassen wir einmal die beteiligten Personen zu Wort kommen.
Interview mit Niklas Anderson
Niklas, wie war es für dich, das erste Mal zu predigen?
Niklas: Das erste Mal Predigen war natürlich aufregend. Ich war zwar nervös, aber irgendwie auch zuversichtlich, dass ich das mit Gottes Hilfe schaffen würde.
Die Vorbereitungen liefen ja zusammen mit mir als deinem Pastor. War das hilfreich? Wenn ja, was hat dir geholfen?
Niklas: Dadurch dass ich das mit meinem Pastor (also dir) gemacht habe, war es für mich ein Stück einfacher, alles vorzubereiten etc. Wir haben uns an einem Tag wirklich hingesetzt und haben uns angeschaut, was wir machen. Zwar lief danach noch ziemlich viel auf meiner Seite, aber es hat mir wirklich viel geholfen, zusammen darüber nachzudenken.
Was war anstrengend?
Niklas: Anstrengend war es dann eigentlich nur noch, die Predigt zu halten 😋.
Welchen Ratschlag würdest du anderen in deinem Alter geben, wenn sie gefragt werden, ob sie mit predigen?
Niklas: Anderen würde ich empfehlen, wenn ihr gefragt werdet, sagt einfach mal „ja“. Es kann nichts Schlimmes passieren, außer dass andere es wirklich gut finden und ihr es häufiger machen sollt.
Interview mit Jan-Mark Bald
Jan-Mark, wie kamst du auf die Idee, im Team mit Jüngeren zu predigen?
Jan-Mark: Ich durfte selbst erleben, dass mir als junger Mann Verantwortung anvertraut wurde. Damit bin ich aber nicht allein gelassen worden, sondern ein sehr vorbildlicher Leiter hat mich als Mentor begleitet und bis heute geprägt.
Das hat mich dankbar gemacht und in mir den Wunsch entstehen lassen, dies auch so zu tun.
Wie war es für dich, die Predigt zu teilen?
Jan-Mark: Ich durfte zwei ganz unterschiedliche junge Männer hierbei begleiten. Beide sind von Gott begabt. Der eine hat mein Angebot intensiver wahrgenommen als der andere. Das hat mir dann natürlich mehr Freude gemacht, ihn zu begleiten. Es erfordert aber viel Demut, mich zurückzustellen und viel Mut anzuvertrauen und loszulassen.
Wie war die Vorbereitung für Dich?
Jan-Mark: Die Vorbereitung im Team war ähnlich wie allein. Die Herausforderung bestand jedoch darin, ausreichend zu kommunizieren und Zwischenstände regelmäßig zu teilen, damit die Predigt ein großes Ganzes wird.
Welchen Tipp würdest du geben für alle, die das auch vorhaben?
Jan-Mark: Habe den Mut die dir anvertraute “ Bühne“ zu teilen. Jesus teilt seine mit mir, sonst hätte ich nichts zu sagen. Ich befinde mich also in bester Gesellschaft und tue, was ich Jesus tun sehe. Gott selber macht sich durch seinen Geist mit mir zum Team. Diesem Vorbild möchte ich folgen.
Interview mit Dominik Spenler
Dominik, du moderiertes zuvor bereits einen Gottesdienst im Team. Nun hast du bei einer gemeinsamen Predigt mitgemacht. Wie war das für dich?
Dominik: Es hat mir auf jeden Fall geholfen, dass ich schon mehrmals die Moderation gemacht hatte und daher das Gefühl, vorne vor der Gemeinde zu stehen, für mich nicht völlig neu war. Trotzdem ist es natürlich nochmal was vollkommen anderes, eine Predigt zu halten. Die Vorbereitung im Vorfeld ist um einiges intensiver, was Zeit und Aufwand betrifft und es gab vieles, bei dem ich am Anfang noch unsicher war. Deshalb bin ich wirklich froh, jemanden als Ansprechpartner gehabt zu haben, der schon mehr Erfahrung beim Predigen hatte, und wir gemeinsam an der Predigt arbeiten konnten.
Wie lief die Themenabsprache?
Dominik: Wir haben gemeinsam nach einem Thema gesucht, dass uns beide anspricht. Dann haben wir uns Zeit zusammen genommen, um Ideen zu sammeln und zu besprechen, was uns jeweils an dem Thema wichtig ist und was wir eigentlich rüberbringen wollen. Jeder hat natürlich so seine eigenen Dinge, die ihm wichtig sind, deshalb haben wir uns die Punkte aufgeteilt und jeder hat an seinem Teil gearbeitet. Dabei sind wir natürlich immer noch regelmäßig in Kontakt geblieben und haben uns abgesprochen, damit alles am Ende zusammenpasst.
Was würdest du anderen in deinem Alter empfehlen, wenn es ums Predigen geht?
Dominik: Es ist nicht schlimm, wenn man sich bei vielem am Anfang unsicher ist. Wichtig ist, finde ich, nach einem Thema zu suchen, zu dem man auf irgendeine Weise einen Bezug hat, um aus einer eigenen Motivation heraus sprechen zu können. Und wie gesagt, es hat mir selbst unglaublich geholfen, bei Fragen und Unsicherheiten Jan-Mark als Ansprechpartner gehabt zu haben. Aber der beste Ansprechpartner bei allem bleibt natürlich immer Gott. Mir ist auch bei der Predigtvorbereitung nochmal mehr bewusst geworden, wie wichtig es ist, zu beten und einfach mit Gott über seine Gedanken zu sprechen.
Danke, Jan-Mark, Nicklas und Dominik für eure zeit, für das Interview.
Fazit
Für eine Gemeinde ist es sicher eine Herausforderung, sich auf so einen Gedanken und dann auch auf die Tat einzulassen. In unseren Köpfen sind Persönlichkeiten auf der Kanzel ganz selten so jung. Doch als Verantwortliche in Kirchen können wir nicht früh genug anfangen, die Gaben zu fördern und zu entwickeln, die in jede:n einzelne:n hineingelegt wurden.
Fragen zum Weiterdenken
Wo hast du Personen in deinem Umfeld, die du bei ihrer Entwicklung unterstützen könntest?
Hast du bereits eigene Erfahrungen bei gemeinsamen bzw. generationsübergreifenden Predigten oder bei der Förderung der jungen Generation sammeln können? Schreibe uns gerne in die Kommentare.
Einblicke in Team-Predigten der FeG Usingen
Gottesdienst 23.01.2022 | FeG Usingen
Mit Jan-Mark Bald und Dominik Spenler.
HELDEN-Gottesdienst 30.01.2022 | FeG Usingen
Mit Jens Schröter und Niklas Anderson.