Jeder Gottesdienst ist wie eine Hochzeit - Sonntagmorgens
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Ablauf & ProgrammPredigt Präsentation

Jeder Gottesdienst ist wie eine Hochzeit

Wir schaffen den Rahmen für die Begegnung mit Gott - vielleicht den einen besonderen Moment
    Quelle: Foto von Jens Schröter.

    Auf einer Hochzeit sind wir zum Beispiel als Predigende ein Teil aller, die eine Hochzeit mitgestalten. Dabei kommt uns eine wichtige, entscheidende Aufgabe zu. Doch wir sind nicht diejenigen, die Herzen zusammenführen. Genauso ist es in jedem Gottesdienst. Alle, die den Gottesdienst mitgestalten, spielen eine entscheidende Rolle dabei, Gottesbegegnungen zu ermöglichen und besondere Momente vorzubereiten. Die Herzen der Anwesenden gewinnt Gott in der individuellen Beziehung selbst.

    Der große Tag in Vorbereitung

    Wir lieben den Sonntagmorgen, um zusammenzukommen und gemeinsam Begegnung im Gottesdienst zu haben. Alle bringen Erwartungen mit. Einen besonderen Moment zwischen mir und Gott möchte ich erleben. So geht es natürlich nicht nur mir persönlich, sondern auch allen anderen, die sich auf den Weg gemacht haben.

    Die Aufmerksamkeit wie bei einem Date

    Unsere Aufgabe bei der Mitgestaltung des Gottesdienstes es, dazu beizutragen, dass dieser Begegnung mit Gott nichts im Wege steht. Wenn man das so liest, dann klingt es wie eine Aufgabe, die unglaublich groß ist. Mehr noch, es erscheint wie eine Aufgabe, die viel zu groß ist und die ein Mensch gar nicht erfüllen kann.

    Ja, das stimmt! Wir können keine Herzen vorbereiten. Wir können trotzdem kleine Momente schaffen, die von Null auf 100 in die Gegenwart Gottes versetzen. Unsere Aufgabe als Verantwortliche für den Gottesdienst ist es, ein Date zu gestalten. Wir bauen Dates mit Gott!

    Wir verkuppeln nicht

    In meinem Alltag habe ich es oft mit Paaren zu tun, die heiraten. Auf der Hochzeit bin ich dann ein Teil aller Akteure und Akteurinnen, indem ich die Trauung vornehme. Was ich nicht tue: Ich bringe das Paar nicht zusammen. Dafür sind sie selber verantwortlich. Doch an ihrem großen Tag, an dem sie sich das Ja-Wort geben, bin ich aktiv beteiligt. Das bin ich zusammen mit anderen, wie Trauzeug:innen, Musiker:innen, denjenigen, die den Tag in Bildern festhalten, Familie und Freund:innen und vielen anderen.

    So ist es auch im Gottesdienst. Wir sind aktiv gestaltend, doch jede:r muss sich vorher selbst auf den Weg machen, selbst sein Herz auf- und freimachen, um den Gottesdienst zu einem eigenen Moment mit Gott zu machen.

    Den Gottesdienst als Hochzeitsevent planen

    Im Gottesdienst ist es dann aber wie bei einer Hochzeit. Die verschiedenen Akteur:innen haben ein gemeinsames Ziel, alles aus dem Weg zu räumen, was die Romantik stört und alles daranzusetzen, dass es zu einem unvergesslichen Moment wird.

    Romantik braucht Zeit

    Dafür sind wir bereit, Zeit zu investieren, zum Beispiel in unserer persönlichen Vorbereitung, zu beten, zu planen, zu gestalten. Ja, wir investieren uns im Blick auf den Gottesdienst. Doch zugleich werde ich in den Vorbereitungen schon beschenkt.

    Wenn ich zusammen mit einem Paar ihre Trauung plane, dann steuert zwar alles auf diesen großen Moment hin, in dem sich das Paar das Ja-Wort gibt und der Kuss kommt – doch bis dahin ist es ein gewisser Weg.

    Wichtige Elemente des Gottesdienstes

    Unsere Gottesdienste können so unterschiedlich sein, gleichwohl haben sie gemeinsam Elemente. Auch Hochzeiten unterscheiden sich voneinander und sind sich in vielem dennoch ähnlich.

    Wir treffen uns und überlegen, was passt zum Paar. Genauso geht es uns mit unserem Sonntagmorgen. Wir fragen uns: Was passt zu denen, die dort sitzen? Wir starten mit Überlegungen dazu, wie das Paar, oder besser gesagt, die Braut ankommt. Nach sehr vielen Hochzeiten kann ich sagen: Es geht an diesem Tag nicht um den Bräutigam – die Braut steht im Mittelpunkt. Wenn die Tür aufgeht, sind alle gespannt.

    Und wie ist das im Gottesdienst? Planen wir bereits das Ankommen in diesem ersten Moment?

    Hilfreiche Tipps für eine gelungene, gastgebende Moderation gibt es im Beitrag von Ruben Turbanisch.

    Der nächste Schritt ist die Musik. Sie holt die Gäste ab. Zugleich muss sie dem Paar gefallen. Musik im Gottesdienst soll ebenso die Besuchenden abholen. Sie hilft beim Abschalten vom Alltag, Stress und allem, was einen beschäftigt. Sie unterstützt dabei, sich auf den Gottesdienst einzustellen und vor Gott zu treten, um ihn zu loben.

    Was darf darüber hinaus nicht fehlen? Natürlich eine gute Rede. In dieser sollte sich das Paar wiederfinden und ihre Liebe einen besonderen Stellenwert haben. Das betrifft auch unsere reguläre Gottesdienstpredigt. Sie ist so angelegt, dass alle im Gottesdienst sagen können: Ja, das hat etwas mit mir zu tun. Doch nicht nur das, sie weist ganz klar auf den hin, der die Liebe in Person ist: Jesus Christus.

    Der eine, besondere Moment

    Bei Planungsgesprächen sprechen wir auch über den Moment zwischen der Predigt und dem Ringwechsel. Wie soll dieser gefüllt werden? Er soll nicht wie überall sein und einen Mehrwert haben.

    Es soll ein Moment werden, der im Gedächtnis bleibt. Es lockert auf und schafft gleichzeitig etwas Einzigartiges im Ganzen, das überrascht und hängen bleibt.

    Quelle: Foto von Jens Schröter.

    Genau das wünsche ich mir von unserem Sonntagmorgen: Neben Lobpreis und Predigt soll es einen besonderen Moment geben, der haften bleibt, der unter die Haut und ins Herz geht. Lasst uns also genauso diesen Moment aktiv mit den Kreativen in der Gemeinde einplanen – diesen Moment, auf den alle warten.

    Das Ja-Wort: Auch hier plane ich mit dem Paar. Wie kann das aussehen? Nur gefragt werden, schnell „Ja“ sagen, ein kurzer Kuss und Ende? Nein! Es ist wichtig, sich mehr Gedanken zu machen, weil dieser Moment zu wertvoll ist.

    Sonntags sollte es nach der Predigt deshalb nicht einfach nur schnell noch ein Lied oder eine Zusammenfassung der Predigt geben. Hier können wir uns fragen, wie es an dieser Stelle aussehen kann, Raum zu geben, zwischen den Besuchenden und Gott.

    Meinen Brautpaaren sage ich immer, dass sie sich Gedanken darüber machen sollen. Es ist ihr Moment und danach werden sie an diesem Tag kaum noch Zeit füreinander finden. Der Kuss darf also auch ein Kuss sein. Sie sollen die Zeit genießen können, bevor alle auf sie zuströmen und dieser eine spezielle Moment zu Ende ist.

    Es geht nur im Zusammenspiel

    So eine Trauung ist ein Zusammenspiel von vielen Akteur:innen im Vordergrund und Hintergrund. Das merken wir oft erst dann, wenn wir uns Zuhause die Bilder anschauen. Der Mensch hinter der Kamera fällt kaum auf, aber er zeigt den Tag in Bildern. In einem Gottesdienst sind viele aktiv und das mehr oder weniger präsent. Sie sorgen dafür, dass alle, die den Gottesdienst besuchen, die Gelegenheit bekommt, ihren speziellen Moment mit Gott zu erleben.

    Herausforderung

    Was ist also unser Part im Gottesdienst? Die Herausforderung für uns ist, egal in welcher Rolle und Form wir den Gottesdienst mitgestalten, für die Besuchenden etwas zu schaffen, damit er Teil eines ganz besonderen Momentes ist, wie bei einer Hochzeit.

    Fragen zum Nachdenken

    Was bleibt dir nach einer Hochzeit am meisten im Gedächtnis? Welche Elemente von deiner Hochzeit passen für dich als Beispiel zum Gottesdienst?

    Schreibe uns deine Antworten und Ideen gerne in die Kommentare!


    Jens Schröter
    ist seit 2002 als Pastor tätig und liebt es, in Gemeinde zu sein. Seine Leidenschaft gilt dabei, immer wieder neue Wege zu finden, den „Ottonormalo“ in Verbindung mit Gott zu bringen. Jens liebt Kreativität und findet, Kirche sollte ein Ort sein, wo das Kreativsein ausprobiert und gelebt werden kann. Nebenbei ist er Autor mehrerer Bücher und begleitet Menschen in verschiedenen Lebenslagen. Ganz besonders auf dem Weg zum Traualtar. Jens ist seit 1999 verheiratet mit Melanie und sie haben eine Tochter.

    Veröffentlicht: 25. Januar 2022

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